Erfolgreicher Schritt auf einem noch weiten gemeinsamen Weg

Am 10. Mai 2016 fand die erste große öffentliche Infoveranstaltung der Bürgerinitiative Bürger gegen 380 kV auf dem Saal der Gaststätte Meyer-Hölschermann in Gehrde statt. Zahlreiche betroffene Bürger aus Gehrde und Umgebung sowie aus dem Artland und dem angrenzenden Landkreis Vechta kamen auf dieser Veranstaltung zusammen, um sich über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren.

Bürger suchen Gespräch mit BNetzA, ArL und Amprion

Hermann Winner, 1. Vorsitzender des Vereins Bürger gegen 380 kV, leitete durch die Veranstaltung, zu der maßgeblich beteiligte Vertreter aus Behörden und der Projektplanung eingeladen worden waren: Dr. Markus Doll von der Abteilung für Netzentwicklung bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) in Bonn, Bernhard Heidrich vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems (ArL) in Oldenburg sowie Arndt Feldmann und Sebastian Knauf, die Ansprechpartner für unseren Raum vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion. Denn auf diesen drei Ebenen ‒ BNetzA, ArL und Netzbetreiber ‒ wird über den Bau und den konkreten Verlauf der Stromtrasse Conneforde-Cloppenburg-Merzen entschieden.

Die Bürger, in deren Lebensumgebung ein solches Bauprojekt gesetzt werden soll und die unmittelbar von diesen Entscheidungen betroffen sein werden, hatten natürlich etliche Fragen und grundsätzliche Bedenken, ob der Netzausbau, wie er bisher geplant wurde, tatsächlich notwendig ist. Viele dieser Fragen konnten auf der Bürgerversammlung gestellt werden. Und die Referenten hatten ihre Antworten bereit.

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BNetzA: „Energiewende macht Netzausbau notwendig“

Dr. Markus Doll (BNetzA) erläuterte in seinem Beitrag, dass der Grund für den Netzausbau aus dem großen Ziel der Bundesregierung resultiere, die Atommeiler abzuschalten und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Die in unserer Region geplante Trasse, die im Netzentwicklungsplan Strom 2025 (NEP 2025) in der Version von 2015 als Projekt „P21 Netzverstärkung und -ausbau Conneforde – Cloppenburg – Merzen“ bezeichnet wird, ist gesetzlich festgeschrieben und die Notwendigkeit in der vermehrten Stromproduktion mittels Wind und Sonne begründet. Diese an verschiedenen Orten entstehende Energie müsse über ein sogenanntes „vermaschtes Netz“ über das Land verteilt werden und auch in das europäische Ausland gelangen können. Denn der Strommarkt ist kein nationaler, sondern ein europäischer Markt. Ein nahezu gleichmäßiges Netz von Leitungen soll das Land überspannen, wobei die jeweiligen Abschnitte zwischen den Knotenpunkten, den Umspannwerken und Konverter-Stationen, nur bis zu maximal 60 % ihrer Leistungskapazität ausgelastet sein dürfen, damit bei einem Ausfall eines Abschnitts die Nachbarleitung die Energiemengen der ausgefallenen Leitung aufnehmen kann. Ansonsten entsteht durch einen dann eintretenden Domino-Effekt eine große Unstabilität des Netzes und daraus resultierend eine Versorgungsunsicherheit mit Strom. So der Vertreter der Bundesnetzagentur.

Unser Mitspracherecht: Bürgerbeteiligung beim Raumordnungsverfahren

Ziel: „Konfliktarme Lösung“

Die Firma Amprion ist als Netzbetreiber beauftragt worden, den Lückenschluss in diesem Netz zu planen und das Stromnetz entsprechend auszubauen. Dabei hat sie sich nach den Vorgaben des Netzentwicklungsplans (NEP) der Bundesnetzagentur zu richten und nach den örtlichen Raumentwicklungsplänen. Hier kommen das für den Raum Weser-Ems zuständige Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) mit Herrn Bernhard Heidrich ins Spiel. Diese Behörde des Landes Niedersachsen mit Sitz in Oldenburg begleitet das Raumordnungsverfahren, das Ende des Jahres 2016 eingeleitet werden soll.  Dann haben die Bürger noch die Möglichkeit, sich in den Entscheidungen einzubringen, indem sie ihre Bedenken formulieren.

Wenn das Raumordnungsverfahren beginnt, können innerhalb von 4 – 6 Wochen sogenannte Einwendungen beim ArL eingereicht werden, die sich gegen einen Trassenbau in dem jeweiligen Korridor richten. Diese werden geprüft und bewertet. Zum Schluss ist entscheidend, welcher Trassenkorridor die meisten Einwendungen und Raumwiderstände gegen das Bauvorhaben aufweist. „Es gehe darum, den konfliktärmsten Korridor herauszufiltern“, so der Entscheidungsträger Bernhard Heidrich.

Bedenken und Sorgen der Bürger – Zusammenfassung wichtiger Diskussionspunkte

Wie erheblich die Bedenken und wie groß die Sorgen vieler von den Planungen betroffenen Bürger sind, zeigte sich allein schon an der zahlreichen Teilnahme an unserer Bürgerversammlung. Zweieinhalb Stunden lang wurden Fragen, Stellungnahmen und Argumentationen von Seiten der über 250 anwesenden Bürger und Bürgerinnen sachlich diskutiert. Die Gastredner stellten sich gut vorbereitet dieser Diskussion und ließen sich auch auf kritische Dialoge ein.

Die Tatsache, dass diese hochrangigen Entscheidungsträger der Einladung nach Gehrde gefolgt  waren zeigt, dass die Anliegen der Bürger wahrgenommen werden.

Aber, werden sie auch ernst genommen?

Fragen, die auf die Beeinträchtigung der Gesundheit zielen, können bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Unterschiedliche wissenschaftliche Studien sind in ihren Aussagen widersprüchlich oder nicht nachvollziehbar. Deshalb besteht hier zu Recht große Verunsicherung unter den Betroffenen, die auch in Gehrde von den Fachleuten nicht ausgräumt werden konnte.

Fragen, die auf das Landschaftsbild abzielen, können viel eindeutiger beantwortet werden.

Darin sind sich nahezu alle einig: Eine Freileitung beeinträchtigt das Landschaftsbild unwiederbringlich zum großen Nachteil u.a. für den Wirtschaftsfaktor Tourismus und trägt zur erheblichen Wertminderung der Grundstücke und Immobilien bei.

Diese Nachteile wollen die Menschen in Gehrde und Umgebung nicht hinnehmen. Deshalb macht sich der Verein „Bürger gegen 380 kV“ weiterhin für die Interessen seiner Mitgleider und die Interessen der Region stark.